Über die guten und schlechten Bakterien in unserem Darm - Dr. Fleckenstein

Darmbakterien: Über die Bakterien, die unseren Darm besiedeln

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Inhalt:

Der menschliche Darm ist mit unvorstellbar vielen Darmbakterien besiedelt. Einige Quellen beziffern die Gesamtzahl an Mikroorganismen im Darm auf 100 Billionen, das sind mehr als alle Körperzellen zusammen1. Die Gesamtheit der Darmbakterien wird im Allgemeinen als Darmflora bezeichnet.

Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang auch gerne vom sogenannten Mikrobiom. Alle Darmbakterien zusammen bringen übrigens stolze zwei Kilogramm auf die Waage2.

In diesem Artikel erfahren Sie folgende spannende Fakten über das Mikrobiom:

  • Der Darm beherbergt verschiedene Arten und Stämme an Bakterien
  • Die Bakterien der Intestinalflora
    • Lactobacillus sind die bekanntesten Darmbakterien
    • Bifidobakterien: Hauptverbreitungsgebiet ist der Magen-Darm-Trakt 
  • Wo sind im Darm die Darmbakterien angesiedelt?
  • Negative Einflüsse auf die empfindlichen Darmbakterien
  • Was sind eigentlich Probiotika und Präbiotika?
    • Vorkommen von Probiotika
    • Präbiotika und Ballaststoffe: Wo liegt der Zusammenhang?
    • Symbiotika: Die besondere Kombination aus Probiotika und Präbiotika 
  • Das menschliche Mikrobiom ist äußerst anpassungsfähig


Erfahren Sie alles über das wichtige Mikrobiom und welche große Bedeutung es für unser Wohlbefinden hat. 

Stefan-Kreis
Dr. Stefan Fleckenstein
Im Fokus

Unser Darm ist der Lebensraum für winzige Mikroorganismen, die eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Nährstoffen und der Unterstützung unseres Immunsystems spielen.

Diese Darmbakterien helfen uns dabei, unsere Nahrung zu verdauen und wichtige Vitamine und Mineralstoffe aus ihr aufzunehmen. Gleichzeitig schützen sie uns vor schädlichen Bakterien und Toxinen, wodurch unser Risiko für Infektionen und Krankheiten reduziert wird.

Eine gesunde Ernährung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und eine ausgeglichene Darmflora sind die Schlüsselkomponenten für eine optimale Darmgesundheit.

Ich empfehle Ihnen, auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen und probiotischen Lebensmitteln zu achten, um eine gesunde Darmflora zu fördern.

Der Darm beherbergt verschiedene Arten und Stämme an Bakterien

Zwar spricht man allgemein von Darmbakterien, doch in Wirklichkeit leben im Darm sehr viele verschiedene Arten und Stämme von Bakterien. Jeder Mensch beherbergt insgesamt rund 160 verschiedene Bakterienarten im Darm3. Eine etwas vereinfachte Einteilung erfolgt in Darmbakterien, welche vor allem über eine gesunde Ernährung gefördert werden können und Darmbakterien, welche im Darm nicht die Oberhand gewinnen sollten. Dahinter steckt die folgende Bedeutung:

 

  • Darmbakterien die mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung gefördert werden können: Sie sind ein wichtiger Bestandteil unserer Darmflora. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise die häufigen Darmbakterien Lactobacillus und Bifidobacterium, über die Sie im nächsten Abschnitt genauere Infos erhalten. 
  • Darmbakterien, welche nur einen geringen Anteil ausmachen sollten: Zwar gehören sie natürlicherweise zur Darmflora dazu, doch nur in einem geringeren Anteil. Gewinnen diese Bakterien aber die Oberhand, so kann das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht gebracht werden.

     

Eine Vielzahl von Bakterien besiedelt unseren Darm. Es kommt darauf an, dass das Verhältnis stimmig ist. 

Darmbakterien der Intestinalflora

Es gibt verschiedene Bakterien der Intestinalflora, die von Wissenschaftlern als nützlich bezeichnet werden. Sind diese Mikroorganismen in der Mehrzahl, sprechen Mediziner von einer “gesunden Darmflora”. Fördern kann man sie vor allem durch eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise.

Die bekannteste Darmbakterienfamilie: Lactobacillus

Die bekannteste Darmbakterienfamilie ist zweifellos Lactobacillus. Sie gehören zur Gruppe der Milchsäurebakterien. Im Darm kommen vor allem diese Arten vor: Erfahren Sie hier mehr über die Darmbakterienfamilie Lactobacillus. 

Bifidobacterium besiedeln hauptsächlich den Magen-Darm-Trakt

Bifidobacterium gehört ebenfalls zur normalen Darmflora des Menschen. Die folgenden Arten wurden im Mikrobiom des Menschen nachgewiesen:

  • Bifidobacterium bifidum 
  • Bifidobacterium adolescentis 
  • Bifidobacterium breve 
  • Bifidobacterium longum 
  • Bifidobacterium infantis


Weitere Informationen zu Bifidobacterium finden Sie in diesem Artikel.

Wo im Darm sind die Darmbakterien angesiedelt?

Während es im Dünndarm relativ wenige Mikroorganismen sind, befindet sich der Hauptteil der Darmbakterien im Dickdarm, genauer gesagt in der Schleimhaut, die den Dickdarm auskleidet. 

Negative Einflüsse auf die empfindlichen Darmbakterien

Obwohl die Anzahl der Darmbakterien schier unvorstellbar ist, können bestimmte Einflüsse die Darmflora durcheinanderwirbeln und negativ beeinflussen. In diesem Fall verschiebt sich das Gleichgewicht. 

Solche negativen Einflüsse auf die empfindlichen Darmbakterien sind z. B.: 

  • Stress
  • Ungesunde Ernährung 
  • Antibiotika-Einnahme 
  • Schlafmangel 
  • Geschwächtes Immunsystem 
  • Alkohol

     

Im Umkehrschluss gibt es somit bestimmte Verhaltensweisen, mit denen Sie Ihre Darmflora gezielt schützen können. Zum Beispiel durch bestmögliche Vermeidung der o. g. Faktoren. 

Bakterien für den Darm: Was sind Probiotika und Präbiotika?

Im Handel gibt es verschiedene Präparate, die dem Aufbau bzw. Erhalt der Darmflora dienen sollen. Zu diesen Produkten gehören:

  • Probiotika
  • Präbiotika 
  • Synbiotika
     

Zwar scheint der Name dieser Präparate relativ ähnlich, dennoch unterscheiden sich diese Produktgruppen in verschiedenen Eigenschaften. 

Wo kommen Probiotika vor?

Probiotika sind Zubereitungen, die lebendige Mikroorganismen enthalten. Neben Darmbakterien (z. B. Lactobacillus oder E. coli) können dies auch bestimmte Hefepilze sein. Das Prinzip hinter der Aufnahme von Probiotika liegt darin, durch deren Zufuhr den Anteil dieser lebenden Organismen im Darm zu erhöhen. Eine Herausforderung ist dabei jedoch, dass möglichst viele von ihnen die Passage durch die aggressive Magensäure überstehen müssen. Hierfür existieren bestimmte Supplements, deren Darreichungsform entsprechend angepasst ist, beispielsweise durch extrem hohe Bakterienmengen oder magensaftresistente Kapseln.

Doch auch bestimmte Lebensmittel enthalten durch Fermentierung Probiotika. Dazu gehören unter anderem:

  • Joghurt
  • Kefir 
  • Sauerkraut
  • Apfelessig
  • Brottrunk 
  • Buttermilch 

Präbiotika sind in den meisten Fällen Ballaststoffe

Präbiotika sind Lebensmittelbestandteile, die zwar selbst keine Bakterien enthalten, dafür aber deren Wachstum im Darm fördern. Besonders effektiv sind diesbezüglich Ballaststoffe wie Oligofructose und Inulin. Auch für Präbiotika gibt es spezielle Nahrungsergänzungsmittel, aber unter anderem auch diese präbiotischen Lebensmittel:

  • Zwiebeln
  • Knoblauch
  • Artischocken
  • Bananen
  • Topinambur

Symbiotika: Die besondere Kombination aus Probiotika und Präbiotika

Symbiotika vereinen Probiotika und Präbiotika. In Form von Lebensmitteln o. Ä. gibt es keine Symbiotika, vielmehr handelt es sich um industriell hergestellte Ergänzungsmittel.

Das Mikrobiom ist äußerst anpassungsfähig

Das Mikrobiom ist äußerst flexibel, was bedeutet, dass es sich rasch an unterschiedliche Gegebenheiten anpassen kann. Bereits innerhalb von 24 Stunden verändert sich die Zusammensetzung der Darmbakterien, wenn die Ernährungsweise z. B. von fetthaltig auf fettarm umgestellt wird. Auch eine Änderung im Fleischkonsum zeigt innerhalb kürzester Zeit Veränderungen in der Darmflora. 

Das Mikrobiom gehört zu den Themen, die aktuell besonders intensiv durch Wissenschaftler erforscht werden. Kein Wunder, denn alleine die schiere Anzahl an Darmbakterien ist schon beeindruckend.

1 Witasek A. Lehrbuch der F. X. Mayr-Medizin – Grundlagen, Diagnostik und Therapie. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg, 2019, Seite 69 (Link)

2 Nehls V. Immunendokrinologie – Kommunizierende Organe in der Inneren Medizin. Winterwork, Borsdorf, 2017, Seite 30 (Link)

3 Genanalyse: Menschliche Darmflora sequenziert. Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 10/2010, veröffentlicht am: 08.03.2010 https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-102010/menschliche-darmflora-sequenziert/ (abgerufen am: 01.01.2023)

4 Leeming ER, Johnson AJ, Spector TD, Le Roy CI. Effect of Diet on the Gut Microbiota: Rethinking Intervention Duration. Nutrients. 2019 Dec; 11(12): 2862. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6950569/ (abgerufen am: 01.01.2023)